Erste Lehrerfahrungen in Tansania (Jette)
Wir starten mit einem Interview mit Jette L. Sie hat 2022 ihr Abitur am Montessori Bildungshaus absolviert und ist direkt im Anschluss für einen dreimonatigen Auslandsaufenthalt nach Tansania gegangen. Mit leuchtenden Augen berichtet sie über ihre Zeit in Afrika, aber auch über ihre Schullaufbahn bei uns am Bildungshaus. Im Herbst wird Jette voraussichtlich mit einem Studium der Sonderpädagogik beginnen.
Hallo Jette, schön, dass du Zeit für ein Interview mit uns hast! Uns interessiert natürlich sehr, was du nach deinem Abi gemacht hast?
Nach dem Abi habe ich für drei Monate täglich von 8 bis 13 Uhr in Tansania an der „Arusha Modern School“ – einer Privatschule mit Vorschule – gearbeitet. Die Schülerinnen und Schüler dort haben sehr gute Englischkenntnisse. Zusammen mit anderen Freiwilligen habe ich in einem dazugehörigen Hostel gelebt. Besonders ein kleiner Junge mit Förderbedarf hatte es mir sehr angetan. Um ihn noch besser unterstützen zu können, habe ich mir aus Deutschland Montessori-Material einfliegen lassen und sehr viel mit ihm gearbeitet. Als ich Tansania verlassen habe, konnte er schon die Zahlen von 1 – 10 und auch einzelne Buchstaben. Das hat mich sehr stolz gemacht!
Wie bist du auf die Idee gekommen, nach deinem Abi nach Tansania zu gehen?
Meine Eltern sind begeisterte Lehrer. Meine Mama war in ihrer Jugend auch in Afrika. Sie war in Namibia und hat über ihre Erfahrungen und die Begegnungen mit den Menschen dort sehr geschwärmt. Davon inspiriert bin ich direkt nach dem Abitur mit der Organisation „Viva Tansania“ nach Afrika gegangen. So wie meine Eltern habe ich mich jeden Tag auf die Schule und die Kinder gefreut.
Und wie bist du denn zum Bildungshaus gekommen?
Ich bin als Quereinsteigerin in der neunten Klasse an die Schule gekommen. In meiner alten Schule war ich nicht besonders glücklich. Zuerst hatte ich große Angst vor dem Wechsel. Trotzdem habe ich mich getraut und bin gleich am ersten Tag belohnt worden. Ich habe mich sich sehr wohl gefühlt und bin mit einem guten Gefühl nach Hause gegangen. Die Lehrerinnen und Lehrer arbeiten ganz anders mit den Schülern. Auch die Lehrer-Schüler-Beziehung ist entspannt und die Gespräche auf Augenhöhe. Ich hatte gleich das Gefühl, dass sie ihren Job mögen. Und mir war klar: ich muss und darf selbstständig sein und arbeiten. Ich habe in der Oberstufe dann das gesellschaftliche Profil belegt und das Abitur mit 2 bestanden. Das war unglaublich für mich und auch für viele andere. Auf der anderen Schule hatte ich das Gefühl, ich bin auf einem absteigenden Ast und war nicht sicher, ob ich überhaupt den Erweiterten Sek 1 Abschluss schaffe.
Was war für dich die größte Herausforderung als Quereinsteigerin, und was war neu für dich?
Ein kleiner Schock am Anfang war das Duzen. Es gibt keine Anonymität wie an anderen großen Schulen. Alle kannten sofort meinen Namen und haben mich ganz aktiv auf dem Flur und im Klassenraum angesprochen und wollten wissen, wie es mir geht. Das gibt auf der einen Seite ein Gefühl von Sicherheit und gleichzeitig weiß man: hier kann sich niemand verstecken. Ich habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen, selbstständig zu arbeiten und Offenheit zu leben. Es ist wichtig, für sich selbst einzustehen und das Gespräch zu suchen, wenn du anderer Meinung bist. Und es gibt unfassbar viel Sicherheit, zu wissen, dass du immer gehört wirst. Ich habe gelernt, an mich zu glauben und viele echte Freundschaften geschlossen. Meine Zeit an der „Monte“ ist wie ein innerer Schatz, der für immer bei mir bleibt, weil ich so großartige Dinge erfahren und viele tolle Menschen kennengelernt habe. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die kleinen Erfolge riesig große Momente im schulischen Leben sein können. Und genau diese Momente möchte ich Kindern ermöglichen und daher Lehrerin werden.
Jette, vielen Dank für das Interview und alles Gute für dich!